Ein Patellasehnenriss ist eine schwerwiegende Verletzung des Kniegelenks, bei der die Sehne, die die Kniescheibe (Patella) mit dem Schienbein verbindet, reißt. Diese Verletzung betrifft vor allem Sportler, aber auch Menschen, die über einen längeren Zeitraum Belastungen auf ihre Knie ausgeübt haben. Ein Patellasehnenriss erfordert in den meisten Fällen eine operative Behandlung, gefolgt von einer intensiven physiotherapeutischen Rehabilitation. In diesem Blogartikel erklären wir die Ursachen und Symptome eines Patellasehnenrisses, welche Operationstechniken angewendet werden und wie Physiotherapie den Heilungsprozess unterstützt.
Was ist ein Patellasehnenriss?
Die Patellasehne verbindet die Kniescheibe (Patella) mit dem Schienbein (Tibia) und spielt eine wichtige Rolle bei der Streckung des Kniegelenks, insbesondere beim Gehen, Springen oder Aufstehen aus einer sitzenden Position. Ein Patellasehnenriss tritt auf, wenn diese Sehne reißt, was zu einer erheblichen Funktionsstörung des Beins führt. Der Riss kann entweder partiell (teilweise) oder komplett sein.
Ursachen eines Patellasehnenrisses
Ein Patellasehnenriss kann durch verschiedene Ursachen hervorgerufen werden. Zu den häufigsten zählen:
- Traumatische Verletzungen: Ein direkter Schlag auf das Knie oder ein starker Aufprall beim Springen oder Landen kann die Patellasehne überlasten und zu einem Riss führen.
- Überbeanspruchung: Wiederholte Belastungen des Knies, besonders bei Sportarten wie Basketball, Fußball oder Leichtathletik, können zu einer Degeneration der Sehne und schließlich zu einem Riss führen.
- Alterungsprozesse: Mit zunehmendem Alter verliert die Patellasehne an Elastizität und Festigkeit, was das Risiko eines Risses erhöht. Menschen über 40 Jahre sind anfälliger für Sehnenverletzungen.
- Vorerkrankungen oder Entzündungen: Erkrankungen wie Tendinitis, Diabetes oder rheumatoide Arthritiskönnen die Sehne schwächen und anfälliger für Risse machen.
- Einnahme von Medikamenten: Langfristige Einnahme von Kortikosteroiden oder bestimmten Antibiotika (Fluorchinolone) kann die Sehnenstruktur schwächen.
Symptome eines Patellasehnenrisses
Die Symptome eines Patellasehnenrisses sind in der Regel sofort nach der Verletzung spürbar und können je nach Schweregrad variieren. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Plötzlicher, starker Schmerz im Bereich der Kniescheibe oder des vorderen Knies.
- Schwellung und Blutergüsse rund um das Knie.
- Unfähigkeit, das Bein zu strecken oder das Knie zu stabilisieren, was das Gehen erschwert.
- Ein sichtbares Einsinken der Kniescheibe nach oben (bei einem vollständigen Riss), da die Patella nicht mehr von der Sehne in Position gehalten wird.
- Ein Gefühl der Instabilität im Kniegelenk.
Diagnose eines Patellasehnenrisses
Die Diagnose eines Patellasehnenrisses erfolgt in der Regel durch eine Kombination aus klinischer Untersuchung und bildgebenden Verfahren:
- Körperliche Untersuchung: Der Arzt prüft, ob das Knie aktiv gestreckt werden kann und ob eine sichtbare Verlagerung der Kniescheibe vorliegt.
- Ultraschall oder MRT: Diese Bildgebenden Verfahren werden häufig verwendet, um den genauen Grad des Risses und die Integrität der umgebenden Strukturen zu bestimmen.
Operationstechniken beim Patellasehnenriss
Ein kompletter Patellasehnenriss erfordert fast immer eine operative Behandlung, um die Sehne wieder zu befestigen und die Funktion des Beins wiederherzustellen. Folgende Operationstechniken kommen dabei zum Einsatz:
1. Primäre Sehnennaht
Die primäre Sehnennaht ist die Standardmethode zur Behandlung eines Patellasehnenrisses. Der Chirurg näht dabei die gerissene Sehne wieder an ihren ursprünglichen Ansatz am Schienbein (Tibia). In einigen Fällen werden zusätzliche Verstärkungen durch Nähte eingebracht, um die Stabilität der Sehne zu erhöhen und eine frühzeitige Mobilisierung zu ermöglichen.
2. Transossäre Sehnenfixierung
Bei der transossären Fixierung wird die Sehne durch kleine Bohrlöcher im Schienbein hindurchgeführt und fixiert. Diese Technik bietet eine starke und stabile Verbindung der Sehne mit dem Knochen und wird besonders häufig bei vollständigen Rissen angewendet.
3. Verwendung von Sehnenankern
In einigen Fällen werden Sehnenanker verwendet, um die Patellasehne wieder am Schienbein zu fixieren. Diese Anker bestehen aus speziellen Materialien, die fest im Knochen verankert werden und als Haltepunkte für die Nähte dienen. Diese Methode ist minimalinvasiver und ermöglicht eine schnellere Heilung.
4. Sehnentransplantation
Wenn die Sehne stark beschädigt oder der Riss alt ist, kann eine Sehnentransplantation erforderlich sein. Hierbei wird ein Stück Sehne von einer anderen Körperstelle (z. B. der Achillessehne) entnommen und zur Verstärkung der gerissenen Patellasehne verwendet.
Physiotherapie nach der Operation: Der Schlüssel zur Genesung
Nach der Operation spielt die Physiotherapie eine entscheidende Rolle bei der Wiederherstellung der Beweglichkeit, Kraft und Stabilität des Kniegelenks. Der Rehabilitationsprozess beginnt in der Regel kurz nach der Operation und ist in mehrere Phasen unterteilt:
1. Frühe Phase: Ruhigstellung und passive Mobilisation
In den ersten Wochen nach der Operation wird das Knie in einer Knieorthese oder Schiene ruhiggestellt, um die Sehne zu schützen und die Heilung zu unterstützen. Während dieser Phase konzentriert sich die Physiotherapie auf passive Mobilisierungsübungen, bei denen das Knie sanft bewegt wird, um die Gelenkbeweglichkeit zu erhalten und Verklebungen zu vermeiden.
2. Mittlere Phase: Steigerung der Beweglichkeit und Kraftaufbau
Nach etwa 4-6 Wochen beginnt der Patient mit aktiven Bewegungsübungen, um die Beweglichkeit des Knies schrittweise zu verbessern. Zusätzlich werden leichte Kräftigungsübungen eingeführt, um den Muskelaufbau im Quadrizeps und den umliegenden Muskeln zu fördern, ohne die operierte Sehne zu stark zu belasten.
3. Fortgeschrittene Phase: Funktionelles Training und Stabilisierung
Sobald die volle Beweglichkeit erreicht ist und die Sehne ausreichend verheilt ist, wird der Fokus auf funktionelles Training gelegt. Dabei werden gezielte Übungen zur Stabilisierung des Kniegelenks durchgeführt. Dies umfasst unter anderem Gleichgewichtstraining und kräftigende Übungen für den Quadrizepsmuskel, der eine entscheidende Rolle bei der Kniegelenksstabilität spielt.
4. Sportartspezifisches Training
Für sportlich aktive Patienten ist es wichtig, in der späten Phase der Rehabilitation sportartspezifische Übungen in den Trainingsplan zu integrieren. Hierzu gehören beispielsweise Sprungübungen, Laufübungen oder Richtungswechsel, um das Knie auf die Belastungen im Alltag oder im Sport vorzubereiten.
Wie lange dauert die Genesung nach einem Patellasehnenriss?
Die Genesungsdauer nach einem Patellasehnenriss variiert je nach Schweregrad der Verletzung und der durchgeführten Operationstechnik. Im Durchschnitt dauert die vollständige Rehabilitation etwa 6 bis 9 Monate. Nach dieser Zeit sollten Patienten in der Lage sein, wieder normal zu gehen und leichte sportliche Aktivitäten auszuführen. Bei sportlich aktiven Patienten kann es jedoch bis zu einem Jahr dauern, bis sie wieder in ihren gewohnten Sport zurückkehren können.
Fazit
Ein Patellasehnenriss ist eine schwerwiegende Verletzung des Kniegelenks, die eine operative Behandlung erfordert, um die volle Funktionalität des Beins wiederherzustellen. Moderne Operationstechniken wie die primäre Sehnennaht, die transossäre Fixierung oder die Verwendung von Sehnenankern bieten eine stabile Grundlage für den Heilungsprozess. Nach der Operation spielt die Physiotherapie eine zentrale Rolle, um die Beweglichkeit, Kraft und Stabilität des Kniegelenks wiederherzustellen. Mit einem gezielten Rehabilitationsprogramm und der Unterstützung von Physiotherapeuten können Patienten ihre volle Beweglichkeit und sportliche Leistungsfähigkeit zurückgewinnen.
Wenn Sie vermuten, dass Sie einen Patellasehnenriss erlitten haben, sollten Sie schnellstmöglich einen Facharzt aufsuchen, um eine frühzeitige Diagnose und Behandlung zu erhalten.
Ihr Kraftort Team