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Was ist eine Dupuytren-Kontraktur?

Die Dupuytren-Kontraktur, auch Morbus Dupuytren genannt, ist eine gutartige, aber fortschreitende Erkrankung des Bindegewebes der Handinnenfläche. Besonders betroffen sind die Ring- und Kleinfinger, die sich durch Schrumpfung der Faszien zunehmend in Beugestellung ziehen. Im Verlauf kann dies zu erheblichen Einschränkungen im Alltag führen.

In diesem Artikel erfährst du alles Wichtige zu Symptomen, Ursachen, Diagnostik, Behandlungsmöglichkeiten – und warum Physiotherapie ein zentraler Baustein für eine erfolgreiche Therapie ist.


Wie entsteht Dupuytren-Kontraktur?

Bei der Dupuytren-Kontraktur kommt es zu einer knotigen Verdickung und Verkürzung der Palmaraponeurose, einer bindegewebigen Struktur in der Handfläche. Anfangs bilden sich Knoten unter der Haut, später entwickeln sich Stränge, die die Finger in eine Beugestellung ziehen. Die Erkrankung betrifft überwiegend Männer über 50 Jahre, kann aber prinzipiell jeden treffen.


Symptome der Dupuytren-Kontraktur

Die Erkrankung verläuft meist langsam fortschreitend. Typische Symptome sind:

Frühe Symptome

  • Knoten oder Verdickungen in der Handinnenfläche
  • Spannungsgefühl beim Greifen
  • Leichte Druckempfindlichkeit über den Knoten

Fortgeschrittene Symptome

  • Sichtbare Strangbildung entlang der Sehnen
  • Einschränkung der Streckfähigkeit einzelner Finger
  • Zunehmende Beugestellung („Kontraktur“)
  • Schwierigkeiten bei alltäglichen Tätigkeiten wie Händeschütteln, Waschen, Schreiben oder Tragen von Gegenständen

Ursachen & Risikofaktoren

Die genauen Ursachen sind nicht vollständig geklärt, jedoch spielen genetische und umweltbedingte Faktoren eine Rolle. Wichtige Risikofaktoren sind:

  • Genetische Veranlagung (familiäres Auftreten sehr häufig)
  • Alter (meist > 50 Jahre)
  • Geschlecht (Männer häufiger betroffen)
  • Diabetes mellitus
  • Alkoholkonsum
  • Rauchen
  • Chronische Lebererkrankungen
  • Mikrotraumen oder wiederholte Belastungen der Hand

Typische Diagnostik

Die Diagnose erfolgt überwiegend klinisch – das bedeutet: Ein erfahrener Arzt erkennt die Erkrankung meist ohne bildgebende Verfahren.

Untersuchungsmethoden

  • Inspektion der Handinnenfläche
  • Tastbefund der Knoten und Stränge
  • Strecktest der Finger (z. B. „Tabletop-Test“)
  • Funktionsprüfung: Greifen, Strecken, Kraft

Bildgebende Verfahren (Ultraschall, MRT) sind nur bei unklaren Fällen notwendig.


Therapieverfahren bei Dupuytren-Kontraktur

Die Wahl der Therapie hängt vom Stadium der Erkrankung und dem Funktionsverlust ab. Grundsätzlich unterscheidet man konservative und operative Maßnahmen.


Konservative Therapie

In frühen Stadien kann versucht werden, den Verlauf zu verlangsamen oder Beschwerden zu lindern.

1. Physiotherapie

Physiotherapie ist ein zentraler Baustein (mehr dazu weiter unten).

2. Injektionstherapien

  • Kollagenase-Injektion (z. B. Xiapex®)
    Enzym löst die Bindegewebsstränge auf, danach wird der Finger manuell gestreckt.
  • Kortisoninjektionen in schmerzhafte Knoten

3. Strahlentherapie

In sehr frühen Stadien kann schwache Röntgenstrahlung die Aktivität der Fibroblasten reduzieren.


Operative Therapie

Eine OP wird notwendig, wenn:

  • die Einschränkung der Fingerfunktion deutlich ist
  • der Tabletop-Test nicht mehr besteht
  • Schmerzen oder Alltagsprobleme auftreten

Häufig eingesetzte OP-Techniken

1. Limitierte Fasziektomie (partielle Fasziektomie)

  • Am häufigsten durchgeführte Methode
  • Krankhaft verändertes Gewebe wird selektiv entfernt

2. Totale Fasziektomie

  • Entfernung der gesamten Faszie
  • Wird selten eingesetzt – meist bei schweren oder wiederholten Verläufen

3. Nadelfasziotomie / perkutane Nadelfasziotomie

  • Minimal-invasiv
  • Strang wird mit einer feinen Nadel durchtrennt
  • Kürzere Heilungszeit, aber höhere Rückfallrate

4. Dermofasziektomie

  • Entfernung des erkrankten Gewebes plus der darüber liegenden Haut
  • Häufig mit Hauttransplantation
  • Niedrigste Rezidivrate

Die wichtige Rolle der Physiotherapie

Die Physiotherapie spielt vor und nach der Behandlung eine bedeutende Rolle – sowohl konservativ als auch postoperativ.

Ziele der Physiotherapie

  • Erhalt oder Verbesserung der Beweglichkeit
  • Schmerzreduktion
  • Förderung der Durchblutung
  • Prävention von Verklebungen und erneuten Kontrakturen
  • Wiederherstellung der Handfunktion im Alltag

Typische physiotherapeutische Maßnahmen

1. Manuelle Techniken

  • Mobilisation der Finger- und Handgelenke
  • Bindegewebs- und Faszienmobilisation
  • Dehnung der betroffenen Strukturen

2. Aktive und passive Dehnübungen

Gezielte Streckübungen verbessern die Beweglichkeit der Finger und fördern die Elastizität der Faszie.

3. Kräftigung

Stärkung der kleinen Handmuskeln unterstützt eine optimale Handfunktion und beugt Fehlbelastungen vor.

4. Wärme- oder Kältetherapie

  • Wärme zur Entspannung und Durchblutungsförderung
  • Kälte bei akuten Schmerzen oder Entzündungen

5. Narbenbehandlung nach OP

  • Narbenmassage
  • Mobilisation zur Verhinderung von Verklebungen
  • Einsatz von Silikonpflastern oder Kompression

6. Erarbeitung von Alltagsstrategien

Ergonomische Anpassungen und Grifftechniken erleichtern die Belastung der Hand im Beruf und Alltag.


Fazit

Die Dupuytren-Kontraktur ist eine häufige, gutartige, aber fortschreitende Erkrankung der Handfaszie. Eine frühzeitige Diagnose ermöglicht es, den Verlauf positiv zu beeinflussen. Je nach Stadium kommen unterschiedliche Therapieformen zum Einsatz – von Injektionen über Strahlentherapie bis hin zu operativen Verfahren.

Physiotherapie spielt in jedem Stadium eine zentrale Rolle: Sie hilft, Beweglichkeit zu erhalten, Schmerzen zu reduzieren, die Handfunktion zu optimieren und das Ergebnis nach einer OP langfristig zu stabilisieren. Bei uns im Kraftort Therapiezentrum erstellen unsere qualifizierten Physiotherapeuten einen individuellen Behandlungsplan für Ihre Beschwerden,

Ihr Kraftort Team

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